Protokoll
9 Uhr -15.45 Uhr in Berlin (Präsenz)
Ausrichter: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) anwesend hiervon: Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier, Prof. Dr. Tim Klucken, Dr. Matthias Sperl, Dr. Bianca Vaterrodt)
anwesend: jeweils zwei Vertreter*innen aus insgesamt 26 Verbänden
Protokoll und für den VPP anwesend: Susanne Berwanger, Vorsitz VPP
Am Schluss der Veranstaltung wurde ein „Werbefilm“ für den gerade stattgefundenen Deutschen Psychotherapiekongress DPK gezeigt: 1.700 Teilnehmende. Kommender Termin: 8. bis 12.6.2026. Der Berufsverband DPtV ist als mitgliedsstärkster Verband dabei der einzige Kooperationspartner.
Kommender Termin des GKII: 8.11.2025 – (Online) Ausrichtung durch systemische Verbände
Vorabergänzung zu den Berichten
Thomas Guthke (GNP) informierte zum Beschluss der Mitgliederversammlung: Ab 2027 werden nur noch approbierte Psychotherapeut*innen für den Fortbildungsgang Neuropsychologie der GNP zugelassen; auch Psycholog*innen müssen sich dann an andere Institutionen wenden.
Susanne Berwanger (VPP im BDP) berichtet kurz von den BDP-Bestrebungen eines Psycholog*innengesetzes auf der kommenden Delegiertenkonferenz und davon, dass man hofft, gemeinsam mit der DGPs eine Positionierung zu finden.
Bericht aus den Unis (Verfahrensvielfalt/BQTIII-Praktika)
Eva-Lotta Brakemaier (DGPs) bemüht sich in Greifswald im Studium/bei der Ausbildung darum, Verfahrensvielfalt umzusetzen; Vorlesungsreihe Verfahrensvielfalt-bereits im Bachelor; Lehrtherapeut*innen aus Nicht-VT-Verfahren fehlen oft und werden z. B. Greifswald und Siegen mit TVÖD EG 14 angestellt.
Thema Verfahrensvielfalt: Lehrstuhlbesetzung in Richtung auf Verfahrensvielfalt? DGPs möchte dazu Zahlen sammeln und veröffentlichen.
Tim Klucken (DGPs, Siegen): Jedes Verfahren wird im Rahmen der Uni-Ambulanz angeboten und es kostete auch „viel Geld“ (Verhandlungen betreffend Kostenzusagen von Krankenkassen), um das zu realisieren. Aufruf an die Verbände: Qualifizierte Kolleg*innen aus Nicht-VT-Verfahren sollten sich an Unis bewerben.
Sophie Hartmann (PsyFaKo): Es ist leider noch sehr uneinheitlich und noch nicht ausreichend, wie Verfahrensvielfalt umgesetzt wird. Die Studierenden wollen Verfahrensvielfalt. Oft würde gesagt, dass Studierende keine Verfahrensvielfalt wollten. Das stimme aber nicht! Es sollten extracurriculare Angebote geschaffen werden, um Studierenden die Vielfalt wirklich nahezubringen!
Frage der Umsetzung ambulanter BQTIII-Praktika im Masterstudium: Tim Klucken (Uni Siegen) und Eva-Lotta Brakemeier (Uni Greifswald) führen die ambulanten Praktika auch im Rahmen des Instituts durch (z. B. Lehrtherapie mit Studierendentherapeut*in wird dann per Video von drei Masterstudierenden per Video mitgeschaut) – nicht über externe Weiterbildungspraxen, da das kaum über Externe zu gewährleisten ist. Wichtig sei nochmals: Die Anerkennung der Zugangsvoraussetzungen zur Approbationsprüfung läuft über die Landesprüfungsämter, nicht über die Universitäten!
Manfred Thielen (DGK): Tag der Verfahrensvielfalt geplant (November in Köln) Sophie Hartmann (PsyFaKo) unterstützt den Tag. Verbände können sich anschließen.
Eva-Lotta Brakemeier (DGPs): Eine Befragung des Fakultätentag erfolgte zur aktuellen Studienplatzwahl (11/2024-2025, Masterstudium) (Folien werden nachgereicht).
53 Prozent aller Psychologiestudierenden studieren im „neuen“ Master Klinische Psychologie und Psychotherapie, 34 Prozent studieren im „alten“ Master Psychologie,
In Summe gibt es 7.222 Masterstudienplätze: 3.377 dabei klinisch-psychotherapeutischer Master (staatliche Universitäten und einige private Hochschulen); offiziell gab es 65.000 Bewerbungen (hier sind aber auch Mehrfachbewerbungen enthalten). In Summe werden aktuell mehr Masterstudierende in Klinischer PPT ausgebildet, als Bedarfe von staatlicher Seite berechnet wurden.
Finanzierung Weiterbildung
Im Koalitionsvertrag steht: „Wir stellen die Weiterbildungsfinanzierung sicher.“
Barbara Lubisch (DPtV): Es steht zwar im Koalitionsvertrag – aber es sollte weiter demonstriert werden; Regierungsansprechpartner (z. B. Herr Wallner) werden wechseln und es besteht bei neuen Ansprechpartnern keine Expertise (Um was geht es? Physiotherapie?) Intern in der Berufsgruppe sollten diejenigen Institutionen, die weniger „auszahlen“ oder auch Weiterzubildende, die sich mit geringeren Gehaltszahlungen zufriedengeben, nicht verurteilt werden – aber weiterhin sollte das Angemessene gefordert werden… Kritisch sei z. B., wenn eine Tarifbindung an Institutionen bestehe.
Ariadne Sartorius (bvvp): Sie hat für den GKII zusammen mit Johanna Thünker und Martin Wyrkcik bei Plattformtreffen und Round-Table-Veranstaltungen teilgenommen; es könnte auch wieder zu Klagen kommen, die Gefahr der „Ist-Zustandsfestlegung“ besteht hier. Die Berufsgruppe bzw. auch die Kammern sollten in die Verantwortung gehen und solidarische Möglichkeiten überlegen, dass die Gefahr eines „Friedhofgärtnergehaltes“ besteht. In der Task Force wurde sich auf ein Wording geeinigt: Nur einzelne Stellen mit Quersubventionen oder KV-Subventionen sind in der Lage weiterzubilden.
Jürgen Thorwart (Ethikverein): Gemeinsame „Schiedsamtslösung“ der Institute in Bayern scheiterte, da ein Institut die Weiterbildung (Ström, CIP Bamberg) beginnen wird und Spezialverträge mit den Kassen abgeschlossen hat. Die Kolleg*innen dieser Institution könnten aber haftungsrechtlich in eine schwere Situation kommen. RA Möck hat eine wichtige Quelle gefunden: § 75a. In der Gesetzesbegründung steht: Die KKs beziehen sich auf stationäre Tarife betreffend des Begriffs „Angemessenheit“.
Sophie Hartmann (PsyFaKo): Wir sind etwas optimistischer und sagen: Es ist halt so und wir müssen weiter für die Finanzierung kämpfen.
Heiner Vogel (DGVT-BV): Wir müssen bedenken: Wir sind in einer Übergangsphase - Beratungsstellen suchen Psychotherapeut*innen und finden keine.
Susanne Berwanger (VPP im BDP): Sie sieht die Kammern in der Mitverantwortung, da sie ja die Anerkennungen für die Weiterbildungsinstitute unterzeichnen; zumindest sollte in Form eines Monitorings die ausgezahlten „Gehälter“ und die finanzielle Situation der Weiterzubildenden erfasst werden.
Felix Kiunke (ehemals PsyFaKo): Es ist ggf nicht so ungut, dass nun sozusagen Modellprojekt bzw. Einzelinstitute starten, die sehr schlecht zahlen. Somit könnte auch auf Politiker*innen zugegangen werden, um zu sagen: Schaut, das passiert – so schlecht sind die Lösungen.
Eva-Lotta Brakemeier (DGPs): Es ist wichtig, weiter politischen Druck zu machen durch Demos usw.; Ideen zur Kombination von Weiterbildung und Promotion.
QS-Verfahren ambulante Psychotherapie
Ulrike Böker (bvvp) organisiert die GKII-AG QS. Die Verbände haben einen Grundsatzartikel geschrieben, der beim Psychotherapeutenjournal PTJ eingereicht worden ist; auch wurde besprochen, dass eine unabhängige/eigene Evaluation durchgeführt werden sollte (z. B. durch das ZI?). Es besteht kein Zeitdruck, weil alles sehr schleppend läuft. Die Pläne der BPtK werden diskutiert, ein eigenes QS-System zu entwickeln und hierdurch den gesetzlichen Auftrag kippen zu können. Auch hofft man in der BPtK auf eine Aufhebung der Veröffentlichung von Therapieergebnisdaten zur Vergleichbarkeit/Transparenz. Das sieht die AG anders: Der Gesetzesauftrag kann vermutlich nicht abgewendet werden – ggf hätte man dann zwei Systeme zu bedienen – jenes der KV und ein verpflichtendes QS-System der Kammer. Auch ein Einzelausschluss unserer Berufsgruppe betreffend Vergleichbarkeit/Transparenzregister ist nicht zu erwarten, denkt man in der AG.
Gebhard Hentschel (DPtV): Es gibt eine Vernetzung mit dem beratenden Fachausschuss BFA Westfalen Lippe und Nordrhein, Kammer und KV. Es macht sich sehr viel Unmut breit in der Modellregion – auch weil die Gegenfinanzierung fehlt. KVen führen Verhandlungen mit den KKs; die Verbände haben ein Finanzierungspapier vorgelegt (PVS, Zeitaufwand für Praxen…) In Westfalen-Lippe steht das Verfahren vor einem Schiedsamt, auch für die regionalen KKs werden erhebliche Zusatzkosten entstehen. Eine Datenübertragung muss eigentlich bis Anfang 2026 laufen.
Alfred Luttermann: Hinweis – PTs sollten sich zur Besetzung von Schiedsstellen bewerben, hierzu muss man sich an die DKG wenden.
Eva-Lotta Brakemeier (DGPs) stellte QS-System vor, das Greifswalder Psychotherapy Navigator System (GPNS): Hier wird eine „Session by Session“-Evaluation durchgeführt. Auf einem Workshop der BPtK wurde das System vorgestellt. Dort wurden verschiedene QS-Systeme vorgestellt.
Heiner Vogel (DGVT-BV): Ich verstehe die Position der GKII-AG QS nicht. Man könnte durch ein alternatives QS-System dem Gesetzgeber eine gute Alternative geben, statt wie das „Kaninchen vor der Schlange“ –bzw. vor dem IQTIG-Modell – zu sitzen.
Barbara Lubisch (DPtV): Was passiert, wenn wir einem Benchmarking unterzogen werden? Unabhängig vom IQTIG-System gibt es ja das QS-Portal und das Benchmarking – also die dahinterliegende Richtlinie – die werden wir nicht loswerden – die Patientenvertreter*innen wollen das. Benchmarking und eine offene QS verträgt sich nicht. Wir wehren uns gegen zwei verpflichtende Systeme: der DeQS-Richtlinie und der QS durch die Bundeskammer. Wir wollen nicht die von der BPtK geforderte gesetzliche Verpflichtung bzw. zusätzliche gesetzliche Verankerung.
Datenschutz
Kerstin Burgdorf (DGVT) berichtet von den aktuellen neuen Plänen betreffend ePA für alle. Erstmal wird die ePA nur bei freiwilligen Leistungserbringenden genutzt werden, sie wird aber für alle ohne Widerspruch angelegt. Die ePA für KiJu wird erstmals gestoppt. Burgdorf schlägt vor, dass in Absprache mit Susanne Berwanger Kontakt zum Einbringen bereits formulierter Forderungen beim BfDI (neue Amtsbesetzung) eingebracht werden sollten.
Susanne Berwanger (VPP) skizziert die neue ePA für alle kurz mit den Änderungen zur Vorgänger-ePA: Opt-out (fehlendes feingranulares Zugriffsberechtigungsmanagement, umständliche Schutzmöglichkeiten für besonders sensible Dokumente, Änderungen betreffend nationalem Forschungsdatenzentrum und beschlossene Richtlinie EHDS) und empfiehlt weitere diesbezügliche Aktivitäten, wie z. B. Treffen mit BfDI.
Es erfolgt eine Abstimmung und der AG Datenschutz wird der Auftrag gegeben, mit dem BfDI als GKII-Vertretung Kontakt aufzunehmen und auf die Datenschutzprobleme weiter aufmerksam zu machen.
Versorgung
Basispapier zur Abstimmung
Gebhard Hentschel (DPtV) stellt das eingereichte Papier als Ergebnis der AG Versorgung des GKII kurz vor. Es ging darum, eine orientierende Grundlage für Gespräche mit Politiker*innen zu haben und das Papier sollte hierfür als Basis abgestimmt werden. Gewünschte Ergänzungen: Eva-Lotta Brakemeier wünscht sich noch eine Anpassung an den neuen Koalitionsvertrag und eine „Abschwächung“ des Abschnittes zur Digitalisierung – hier sollte eine z. B. auf blended care hin geöffnete Positionierung gedacht werden. Stephan Winter (DGPs): Die KI und DiGAS sind da – es geht darum, dass eher hohe qualitative Anforderungen gestellt werden, wie die an Präsenzpsychotherapie (200 DiGAs zum Thema gibt es im App-Store…), z. B. hinsichtlich Evidenzbasierung.
Beschlossen wird, das Papier zu den Punkten nachzubearbeiten und ggf. mit der 72-h-Regelung im Umlauf zu beschließen, um es dann dem neuen BGM vorlegen zu können. Fehler beim Papier bei der Verbändenennung: Es fehlen DGF sowie Korrektur: „Personzentrierte“ Therapie sei richtig.
Tim Klucken (DPGs) Bei digitalen Anwendungen sollte nicht nur an DiGAs gedacht werden, sondern auch an weitere sinnvolle digitale Tools, die z. B. Stundenprotokolle umsetzen oder weiteres.
Versorgungssteuerung
Stephan Winter (DGPs) 10.000 neue Sitze zu schaffen, sei eine unangemessene Forderung; auf dem DPT 2/2025 machte Prof. Hecken (G-BA) einen Vorschlag: Triagieren: erst chronisch schwerst-Kranke behandeln (Schizophrenie…), dann z. B. erst Depressionen.
Gebhard Hentschel (DPtV): Steuerung und Zugangsrecht sollte in Händen der PTs bleiben; ggf sollte ein Onlinetool zur Bewertung von Anmeldungen hinsichtlich Akutheitsgrad bereitgestellt werden. Man werde alle diskutierten Aspekte in den KBV-Ausschuss einbringen.
Stephan Winter (DGPs): Unit hat Daten der AOK zur Sprechstunde veröffentlicht auf der Homepage. Hinweis: Ein früher Onset psychischer Erkrankungen bei KiJu führt zu gravierenden Folgeschäden in Richtung auf Ausbildung/Berufstätigkeit/soziales System. Man muss am Ball bleiben, um die Versorgung zu verbessern.
Alfred Luttermann: Es sollte deutlicher werden, was wir machen (z. B, in der Sprechstunde empfehlen wir verschiedene Verfahren und verweisen auf andere SGB-Bereiche)
Ulrike Böker (bvvp): Für Praxsinhabende ist es wichtig, verschiedene Erkrankungen zu behandeln.
Eva-Lotta Brakemeier (DGPs): Das BMG hat einen Präventionsausschuss gegründet und Conny Betsch und Eva-Lotta Brakemeier sind ernannt worden.
Susanne Berwanger (VPP): Wichtig ist eine tiefergehende Versorgungsforschung, z. B. mit AU-Tagen und allen umfassenden gestellten Diagnosen und Vorbehandlungen – auch medikamentösen. Wichtig in Bezug auf den Vorschlag von Prof. Hecken sei zu nennen, dass z.B. auch erwerbstätige Personen behandelt werden müssen, um eine Erwerbsfähigkeit zu erhalten – und ein Triagieren in diesem Punkt keinen Sinn macht.
Ariadne Sartorius (bvvp): Bedarfsplanung KJP ist leider gesetzlich nicht mehr durchgegangen – müsste weiter gefordert werden.
Versorgung in Krisen/Kriegsfällen
Es werden Informationen, Ideen und Daten zu Versorgungsprojekten ausgetauscht betreffend Kriegstraumatisierung, Dolmetscher*innen, Antisemitismus, fehlende Ausbildung und Finanzierung betreffend Sprachvermittlung.
Globale Krisen
Eva-Lotta Brakemeier (DPGs) berichtet von Einladungen zum Thema ins Bundeskanzleramt und über die Rückmeldung, dass Positionierungen aus unserer Berufsgruppe oft zu umfangreich verfasst sind. Hilfreich sei die Einführung einer sogenannten „Evidenzampel“ (grün = hohe wissenschaftliche Evidenz) bei Positionierungen/Empfehlungen, z. B. im Bereich Klima und Nachhaltigkeit (Ultra Short Policy Brief). Sie erwähnt die Stellungnahme der DGPs zur Wissenschaftsfreiheit.
Katharina Simons (Psy4F) hat drei Vorschläge, wie Verbände aktiv werden können:
- Aufruf: Zuversicht statt Ängste fördern Verbände können ihr Logo daruntersetzen
- Zusammenarbeit mit Klug e. V. (z. B. Hitzeaktionstag)
- Klimademokratietag m 14.6.2025 – man kann dem Bündnis beitreten.
Matthias Sperl (DGPs) versucht, die Aktivitäten des GKII zum Thema zu koordinieren.
Es wird eine GKII-AG zum Thema Globale Krisen gegründet (von der DGPs, Eva-Lotta Brakemaier).
Susanne Berwanger, 30.4.2025