Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

Hauptstadtkongress „Digitalisierung und vernetzte Gesundheit“

Vom 6. bis 8. Juni 2018 fand in Berlin der Hauptstadtkongress mit den Themensträngen Gesundheitspolitik, Ärzteforum und Pflegekongress statt. Gesundheitsminister Jens Spahn eröffnete die Veranstaltung. Er wolle sich des Themas „eHealth“ annehmen, das auf einem unaufhaltsamen Vormarsch sei. „Die Angebote sind da oder kommen: Amazon, Google, Dr.Ed“, sagte Spahn und fügte hinzu: „Es ist die Frage: Gestalten wir das, oder kommt das von außen?“ Spahn hob hervor, dass mittlerweile weniger die technischen Möglichkeiten ein Problem seien, sondern vor allem die Regulierung und Finanzierung neuer digitaler Medizin im deutschen Gesundheitswesen. Während des gesamten Kongresses waren die Veranstaltungen zu den Themenbereichen Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Deep Learning und Big Data sehr gut besucht.

Digitalisierung im Praxisalltag

Das Thema „Psychotherapie“ spielte bei der Veranstaltung nur eine sehr untergeordnete Rolle. Zum Thema „Digitalisierung im Praxisalltag“ äußerte jedoch der Leiter des Grundsatzreferats „Gesundheitstelematik/eHealth“ im Bundesgesundheitsministerium, Dino Mangiapane, auf eine kritische Nachfrage zum Thema „Telematik-Infrastruktur“, dass alle digitalen Anwendungen für die Patientinnen und Patienten rein freiwillig seien. Man wundere sich über die Kritik des VPP. Schließlich habe man bereits mit psychologischen Verbänden gesprochen, die diesbezüglich weniger kritisch seien. Vonseiten des VPP wurde gefordert, sich auch mit den Kritikerinnen und Kritikern auseinanderzusetzen. Der VPP-Vorstand wird weiter nachhaken und berichten.

Wie viel Digitalisierung wollen Patientinnen und Patienten?

Verwiesen wurde unter anderem auf eine Erhebung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) zur Frage: „Wie viel Digitalisierung wollen PatientInnen“ [bitte verlinken: http://newsroom.apobank.de/pressreleases/umfrage-wieviel-digitalisierung-wollen-patienten-2485501]. Diese Daten sind jedoch eher auf ärztliche Behandlungen und kaum auf ein psychotherapeutisches Setting zugeschnitten.

MindDistrict

Am letzten Kongresstag fand ein Symposium zum Thema „Digitalisierung in Psychiatrie und Psychotherapie“ statt. Verschiedene Anbieterinnen und Anbieter stellten dabei ihre Online-Interventionen mit unterschiedlichen Ansätzen vor. Ein möglicherweise recht interessanter Ansatz könnte das Konzept „MindDistrict“ [bitte verlinken: https://www.minddistrict.com/de-de?gclid=EAIaIQobChMIne-k9qXb2wIVhMDACh0kLAaUEAAYASAAEgLVf_D_BwE] eines niederländischen Anbieters sein, das sich mit modularen Interventionen eher an die Behandelnden wendet, die diese dann in ihre Therapie integrieren können.

Persönlicher Erstkontakt nötig

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Neurologie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat eine TaskForce zum Thema gegründet, und fordert grundsätzlich einen persönlichen Erstkontakt zur Abklärung; dieser könne aber gegebenenfalls auch durch die Hausärztin bzw. den Hausarzt erfolgen. Kritisiert wurde, dass es kein einheitliches Gütesiegel gibt. Vonseiten der Behandelnden wurde klar gefordert, dass Online-Interventionen keine Lösung für den Mangel an Fachärztinnen und -ärzten sein dürfen. Der VPP ergänzte, dass das Gleiche auch für den Mangel an psychotherapeutischen Kassensitzen gelte. Insgesamt ist festzuhalten, dass noch keines der vorgestellten Produkte den Weg in die Regelversorgung geschafft hat.

Dr. Johanna Thünker

Quelle: www.hauptstadtkongress.de