Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) hatte am 14. September 2022 die niedergelassene Psychotherapeut:innenschaft aus Leipzig zum Gespräch über die „Psychotherapeutische Versorgungssituation in der Stadt Leipzig“ eingeladen. Auf der Veranstaltung waren zehn Vertreter:innen der KVS und geschätzt ca. 60 Vertreter:innen der Psychotherapeutenschaft erschienen.
Die KVS stellte in zwei Vorträgen die aktuellen Versorgungsprobleme und Lösungsmöglichkeiten vor. Anschließend folgte eine offene Diskussion. Nach zwei Stunden endete das Gespräch mit dem Vorhaben einer Folgeveranstaltung. Die KVS betonte mehrfach, wie positiv überrascht sie von der großen Resonanz auf die Einladung zum Gespräch gewesen sei. Und man bat darum, die verschiedenen Briefe mit ihrer zunehmenden Schärfe als Hilferuf zu verstehen.
In den vorgestellten Zahlen und Statistiken wurde insgesamt zweierlei deutlich:
- Seit 2020 seien die Anfragen an die Terminservicestelle (TSS) sprunghaft angestiegen und auffallend hoch geblieben. Ca. 900 Personen könnten in Leipzig derzeit nicht mit einem psychotherapeutischen Termin versorgt werden, wozu die TSS jedoch laut Gesetz verpflichtet ist.
- Auf vollen Niederlassungen finde vergleichsweise weniger Patient:innenversorgung statt als auf halben. Würden volle Kassensitze ihre Fallzahl um 15 Prozent steigern, wäre das aktuelle Versorgungsproblem gelöst.
Zu 1.)
Als Gründe für die angestiegene Nachfrage wurden neben der Coronapandemie eine Enttabuisierung von Psychotherapie sowie eine anspruchsvolle Versorgungsmentalität mit niedriger Schwelle gemutmaßt. Hinzu kommt der Verdacht, dass die Psychotherapeut:innen durch ihre Empfehlungen in der Psychotherapeutischen Sprechstunde eventuell selbst den Bedarf steigern. Manche Stimmen bezeichneten die TSS als solche als politischen Fehler.
Zu 2.)
Die KVS bat darum, die Valenzen bei vollen Sitzen auszuschöpfen. Besprochen wurden dazu Möglichkeiten der Anstellung und der Sicherstellungsassistenz. Sonderzulassungen seien in Leipzig angeblich schwer umzusetzen. Vielleicht könne eine Vereinfachung bei Anstellung und Abgabe halber Sitze helfen?
Insgesamt kann der Austausch als konstruktiv und ertragreich bewertet werden. Es wird sich noch zeigen müssen, was er gebracht hat. Haupttenor war: „Entlastet die TSS!“ Ideen, was dafür von therapeutischer Seite unternommen werden kann, können in den weiteren kollegialen Austausch vor Ort eingebracht werden. Von Seiten der KVS wurde bestätigt, dass das Gesprächsangebot Folge zahlreicher Beschwerden war. Man wolle nun versuchen, keine „Droh-“Briefe mehr zu schreiben, sondern ab sofort erst einmal nach anderen Wegen suchen.
Unser Fazit lautet: (Konstruktives) Beschweren kann sich lohnen! Und: Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung!
Dr. Claudia Appel
Regionalvertretung VPP Sachsen