Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

Depressionen: Vorläufige Ergebnisse der Leitlinien-Recherche

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) legte die vorläufigen Ergebnisse einer Recherche nach evidenzbasierten Leitlinien zu Depressionen vor.

Untersuchung internationaler Leitlinien

Das im Jahr 2014 in Kraft getretene Versorgungsstärkungsgesetz (VSG) sieht vor, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für verschiedene wichtige Indikationen – unter anderem Depressionen – Disease-Management-Programme (DMP) entwickeln soll. Das IQWiG untersuchte nun alle Leitlinien, die spezifisch die Behandlung von Depressionen thematisieren. Auf der Grundlage dieser Analyse sollen Empfehlungen für ein künftiges DMP hergeleitet werden. Insgesamt wurden 14 Leitlinien in die Auswertung einbezogen, von denen allerdings nur drei aus Deutschland stammen.

Leichte Störungen, Kinder und Jugendliche unterrepräsentiert

Die enthaltenen Empfehlungen decken nach Angaben des IQWiG alle wichtigen Versorgungsaspekte ab. Die Mehrheit der Empfehlungen zu therapeutischen Maßnahmen bezieht sich jedoch auf schwere depressive Episoden. Zudem fiel auf, dass es wenige bis keine relevanten Empfehlungen für Kinder und Jugendliche gibt. Dies gilt für unipolare Depressionen ebenso wie für bipolare.
Zumeist erwiesen sich die Aussagen in den Leitlinien als konsistent. Es fanden sich aber auch einige wenige Aspekte, bei denen sich die Empfehlungen teilweise widersprechen. Dies gilt unter anderen für den Einsatz von Johanniskraut bei unipolaren Depressionen sowie für die Monotherapie mit Lithium zur Akutbehandlung einer bipolaren Störung.
Oft ist es zudem so, dass eine Vielzahl von therapeutischen Maßnahmen empfohlen wird, sich jedoch keine Angaben dazu finden, welche der Interventionen gegenüber anderen zu bevorzugen sind.

Empfehlungen des IQWiG

Der Vorbericht regt an, das geplante DMP in zweierlei Hinsicht zu spezifizieren: Zum einen sollte klarer zwischen uni- und bipolaren Krankheitsbildern unterschieden werden, wie bereits in der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL). Zum anderen könnte eine Eingrenzung auf schwere Formen der Erkrankung erfolgen. Die Wissenschaftler argumentieren, dass Depressionen zwar in der Öffentlichkeit inzwischen etwas weniger stigmatisiert sind als noch vor zehn oder 20 Jahren. Besonders Patienten mit einer leichten oder mittelschweren Erkrankung, von denen es sehr viele gibt, könnten jedoch davor zurückschrecken, sich in ein DMP einzuschreiben – vor allem aus Angst, durch das Label „Depression“ Nachteile zu erfahren.

Zum Vorbericht: www.iqwig.de