Die zunehmende Altersarmut in Deutschland wird weitreichende Folgen für die Gesellschaft und die psychische Gesundheit haben. Soziale Isolation, das Gefühl der Perspektivlosigkeit und der Verlust von Würde und Autonomie können bei betroffenen Senioren vermehrt zu Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken führen - eine psychotherapeutische Herausforderung!. Gesellschaftlich verstärkt Altersarmut die soziale Ungleichheit und erhöht den Druck auf das Sozialsystem.
Der neunte Altersbericht der Bundesregierung beleuchtet die Lebensrealität älterer Menschen in Deutschland und gibt Aufschluss über zentrale Herausforderungen wie Altersarmut, Pflegebedarfe und soziale Isolation. Er verdeutlicht die wachsende Dringlichkeit politischer Maßnahmen, um die Lebensqualität im Alter sicherzustellen.
Herausforderungen der Altersarmut
Altersarmut bleibt dabei eines der drängendsten Probleme. Im Jahr 2021 lag die Armutsrisikoquote bei Menschen über 65 Jahren bei 28,1 Prozent und damit leicht über dem EU-Durchschnitt von 27,4 Prozent. Besonders betroffen sind Frauen: Rund 22,4 Prozent der über 80-Jährigen leben in Einkommensarmut, wobei der Anteil bei Frauen deutlich höher ist als bei Männern. Die Gründe für Altersarmut sind vielfältig. Frauen sind aufgrund von unterbrochenen Erwerbsbiografien, Teilzeitarbeit und schlechterer Bezahlung besonders gefährdet. Darüber hinaus wächst die Zahl der Rentner, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Empfänger solcher Sozialleistungen auf über 719.000 – ein Anstieg um rund 35.000 Personen im Vergleich zum Vorjahr.
Maßnahmen der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat Maßnahmen ergriffen, um der Altersarmut entgegenzuwirken:
1. Erhöhung des Mindestlohns: Seit Oktober 2022 beträgt der gesetzliche Mindestlohn 12 Euro pro Stunde, was langfristig zu höheren Rentenansprüchen führen soll.
2. Pflicht zur Altersvorsorge für Selbstständige: Um Versorgungslücken zu schließen, plant die Regierung, neue Selbstständige zur Altersvorsorge zu verpflichten.
3. Reform der Rentensysteme: Die Regierung prüft strukturelle Anpassungen, um das Rentenniveau zu stabilisieren und Ungleichheiten zu verringern.
Weitere Herausforderungen: Pflege und soziale Isolation
Neben der Altersarmut stellt die häusliche Pflege eine wachsende Belastung dar. Der Bedarf an Pflegeleistungen steigt, während das Fachkräfteangebot begrenzt ist. Gleichzeitig kämpfen viele ältere Menschen mit Einsamkeit und sozialer Isolation, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Fazit
Der Altersbericht zeigt auf, dass trotz präventiver Maßnahmen wie der Erhöhung des Mindestlohns und neuer Vorsorgepflichten die Herausforderungen im Bereich Altersarmut, Pflege und sozialer Integration anhalten. Langfristige Strategien sind notwendig, um soziale Sicherheit zu gewährleisten und Altersarmut nachhaltig zu bekämpfen. Ein Fokus auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten und die Sicherstellung einer besseren Pflegeinfrastruktur sind essenziell, um die Lebensbedingungen älterer Menschen in Deutschland zu verbessern.
Hans-Jürgen Papenfuß