Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

Bericht von der 11. Qualitätssicherungskonferenz des G-BA am 26. und 27.9.19 in Berlin

Am 26. Und 27. September 2019 fand in Berlin die 11. Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) statt, zu der zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen aus dem Gesundheitswesen, Forschung, Politik und Industrie anwesend waren. Ziel der Veranstaltung war es, den Austausch zu verschiedenen Qualitätssicherungsmaßnahmen zu fördern und aktuelle Ergebnisse aus diesem Bereich zu präsentieren.

Eröffnung und Einführung durch Prof. Dr. Elisabeth Pott, unparteiisches Mitglied des G-BA
Pott eröffnete die sehr gut besuchte Veranstaltung, indem sie das Projekt des Instituts für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) näher vorstellte. Ziel sei es, Indikatoren zu finden, die schlechte von guter Qualität trenne und diese in Regeln und Richtlinien zur Qualitätssicherung dem G-BA vorzustellen. In Feedbackschleifen zwischen dem Institut und den Krankenhäusern und später in öffentlichen Berichten werde Qualität und Qualitätsmängel zurückgemeldet und Nachbesserungen gefördert. Informationsgrundlage hierfür seien 2,5 Millionen Datensätze aus 1.111 Krankenhausstandorten. Pott betonte: „Wir sollten Qualitätssicherung wieder umfassender denken und in den ganzen Behandlungsverlauf umsetzen.“ Neben den Patienten solle auch an die Behandler und Angehörige und dessen Wechselwirkungen untereinander gedacht werden.
Weiterhin ging Pott auf das Thema der Digitalisierung ein, die ein potenzielles Risiko für den Datenschutz darstelle und insbesondere bei Behandlungsfehlern aufgrund der hohen Reichweite eine Gefahr darstellen könne. Apps und Videosprechstunden müssten überprüft werden: „Alles dafür tun, um solche Fehler zu vermeiden.“ Pott gab somit einen Ausblick auf die nächsten Themen der jährlichen Konferenz: Medizin 4.0 und Künstliche Intelligenz.

Grußwort von Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit
Stargast der Konferenz und Mitgrund für den sehr gut besuchten Konferenztag war Bundesmister Spahn. Vor der langen Nacht der Gesundheit, in der auch die Psychotherapeutenausbildung im Bundestag beraten wurde, nahm Spahn sich auch für die Qualitätssicherungskonferenz kurz Zeit. „Bei Qualitätssicherung geht es um Vertrauen“, so Spahn. Und hiermit meinte er neben einer guten und differenzierten Qualitätssicherung auch Vertrauen in die Politik, um das Thema Patientensicherheit möglichst schnell umzusetzen. Er befürwortete eine zügige digitale Implementierung und forderte hierfür sich auch bei Tools aus dem Ausland zu bedienen. Viel in kurzer Zeit umzusetzen schien insgesamt eines seiner Ziele zu sein. Er fürchte sonst um die Glaubwürdigkeit, da Entscheidungen, z. B. zum Thema Förderungen von Zweitmeinungen, zu lange dauern würden und blieb dabei vage, wessen Glaubwürdigkeit er damit meinte.

Vortrag von Dr. Mike Durkin, Imperial College London
Durkin, weiterer Stargast, referierte zum Thema Qualitätssicherung der Patientensicherheit. Wir seien immer noch auf einer Reise zum Erreichen von Qualität und könnten nur lernen, wenn wir Erkenntnisse miteinander teilen würden. Vermeidung von Schäden in allen Bereichen des Gesundheitswesens habe hierbei oberste Priorität. Transparenz und Prozessmessungen seien dabei enorm wichtig. Deutschlands Methoden hätten laut Durkin eine Vorbildfunktion. Durkin stellte außerdem das britische National Health Service-Projekt (NHS) vor, in dem Durkin Aufsichtsratsmitglied ist, vor. Mittlerweile habe NHS mit Hilfe von 15 regionalen Patientensicherheitskooperativen lokale Innovationen und Lernprozesse fördern können, um so Höchststandards für Werte, Ethik und Führung zu erzeugen.

Parallelveranstaltungen
In zahlreichen moderierten Parallelvorträgen konnte sich nun über Einzelprojekte informiert und mit den Dozentinnen und Dozenten diskutiert werden. Einige Beispiele folgen nun:
Im Vortrag von Marcel Weigand, Vorstandsmitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. und Berater der „Weissen Liste“ gab Empfehlungen wie gesundheitsbezogene öffentliche Berichtserstattung aufgebaut werden müsse, um eine Patientensicherheit bzw. -souveränität zu schaffen. Die „Weisse Liste“, die seit 8 Jahren existiere, ist eine Arzt- und Krankenhaussuchmaschine, die als neutraler und unabhängiger Wegweiser im Gesundheitswesen fungieren solle. Insbesondere die so genannte Geovisualisierung mit Qualitätsfiltern (auf einer virtuellen Karte gezeigte Symbole) schaffe es am zuverlässigsten, dem Suchenden/der Suchenden möglichst viele Informationen zu vermitteln, ohne diesen/diese zu überfordern. Reduktion der Komplexität und hohe Aussagekraft der Daten seien wichtig, um selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.
Dr. Bernhard Gibis, Kassenärztliche Bundesvereinigung, hielt in seinem Vortrag ein Plädoyer für den sorgfältigen Umgang mit der Ressource Arzt-Zeit. Nach dem Motto „Viel hilft viel – nicht immer“ betonte er: „Ressource Arzt und damit Arzt-Zeit sind knappes Gut.“ Pro Praxisjahr würden 60 Arbeitstage auf Bürokratie verwandt werden. Er warnte vor einer Tyrannei der Messungen und zitiert damit Mullers „The Tyranny of Metrics“. Er forderte angemessene Lösungen, um eine gute, qualitätsgesicherte Versorgung zu ermöglichen, stellte freiwillige Qualitätsinitiativen mit guten Ergebnissen vor und schlug die Befolgung des Prinzips der Datensparsamkeit vor.
Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Ärztliche Direktorin und Ärztin für Neurologie und Psychiatrie in der LVR-Klinik Köln hielt einen „Werkstattbericht“ über die Implementierung und Auswertung von psychiatrisch-psychotherapeutischen Qualitätsindikatoren (QI) im Klinikverbund. Generell warnte sie vorab, dass es im psychiatrisch/psychotherapeutischen Bereich viel schwieriger sei, Indikatoren zu entwickeln, da die Daten schwieriger zu objektivieren seien. Aktuell seien QI für die Bereiche Psychose und Sucht implementiert worden (2015-2019), die Bereiche Kinder und Jugend sowie Psychosomatik seien in Planung. Die Daten für die QI seien hauptsächlich aus dem Krankenhausinformationssystem (KIS) entnommen worden. Entwickelte QI seien unter anderem Mortalität durch Suizid, Zwangsmaßnahmen, Quote der Psychologen und Psychologinnen mit abgeschlossener Psychotherapie-Ausbildung etc. Der Mehraufwand für die zusätzliche Dokumentation der QI sei minimal (< 2 Min.), der Rest werde ohnehin durch KIS erfasst. Gouzoulis-Mayfrank schloss mit einer positiven Entwicklung als Fazit.

Podiumsveranstaltung
Die Veranstaltung schloss am zweiten Tag mit einer Podiumsveranstaltung zum Thema: „Wo soll die Qualitätssicherung in 2025 stehen? Perspektive für die zukünftige Ausrichtung der externen Qualitätssicherung“. Unter der Moderation von Dr. Regina Klakow-Franck (IQTIG) diskutierten Dr. Andreas Bartels aus der KV Rheinland-Pfalz, Emanuel Voigt Vogt von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Jürgen Malzahn vom AOK-Bundesverband, Cordula Mühr aus der Patientenvertretung im G-BA und Dr. Susanne Weinbrenner von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Hauptaussagen der Diskussion waren: „Qualitätssicherung vor Qualitätsförderung“ (Mühr) vs. Motivationsförderung der Mitarbeiter, statt zu vieler Vorgaben von oben (Vogt). Eine Förderung von Transparenz sei angebracht, da Qualitätsberichte für Patientinnen und Patienten derzeit noch zu intransparent seien und Transparenz als guter Motivator für Kliniken gelte (Malzahn). Digitalisierung sei eine Lösung, QS umzusetzen. Weinbrenner betonte die Wichtigkeit der Patientenzentrierung und forderte die Zusammenarbeit der Akut- und Rehabilitationsbereiche. Nach Bartels funktioniere die Zusammenarbeit zwischen Vertragsärzten und den Kliniken gut und lobte das „Miteinander“.

Julia Zick