Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

20. PiA-Politik-Treffen: „Versorgungsrelevant im Schattendasein - ohne PiA geht es nicht"

Am 28. Mai 2022 tagte das PiA-Politik-Treffen (PPT) zum insgesamt 20. Mal und das erste Mal im Hybridformat. Es waren viele PiA und Interessierte vor Ort in Berlin und noch mehr digital in ganz Deutschland dabei.

Wer zum ersten Mal dabei war und/oder sich in der Welt der PiA-Politik noch nicht so gut auskannte, konnte sich zu Beginn der Veranstaltung beim „Erklärbären“ informieren, an dem auch Johanna Thünker vom VPP mitwirkte.

Kennenlernen und Austausch

Ein zentrales Ziel des Treffens ist der Austausch und die Vernetzung. Dies war nun das erste Mal, seit zwei Jahren unter Pandemiebedingungen, wieder ganz spontan am Buffet oder am Kaffeetisch möglich und wurde auch fleißig von den Teilnehmenden genutzt. Die Freude über das Wiedersehen war deutlich spürbar und die Neuen wurden herzlich aufgenommen.

Impulsreferat „Versorgungsleistung durch PiA im Gesundheitssystem"

Zu den Ergebnissen der PiA Studie von 2019, durchgeführt von Rüdiger Nübling, referierte Elisabeth Dallüge aus dem Orga-Team des PPT. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass die PiA eine wichtige Versorgungsleistung im Gesundheitssystem erbringen und die Tätigkeiten der Praktischen Tätigkeit entsprechen lediglich bei 15-17 Prozent der PiA einem Praktikumscharakter (mitlaufen und dabei sein). Die PiA behandeln durchschnittlich acht Patientinnen und Patienten in Einzeltherapie und 14 Patientinnen und Patienten in Gruppentherapie pro Woche. Jedoch haben ca. zwei Drittel der PiA einen Praktikumsvertrag und 14 Prozent der PiA einen Kombinationsvertrag von Praktikum und Bezahlung nach Grundberuf. Lediglich 15 Prozent der PiA werden nach Grundberuf bezahlt. Aber diese Ergebnisse zeigen auch, dass eine Bezahlung nach Grundberuf durchaus möglich ist.

94,2 Prozent der PiA haben einen eigenen Arbeitsbereich und viele ersetzen auch eine Vollzeitkraft. Eine Anleitung gibt es lediglich bei 20 Prozent der PiA und nur 43,2 Prozent wurden eingearbeitet und 61,8 Prozent der PiA fühlen sich ausgebeutet während der Praktischen Tätigkeit.

Als Fazit der PiA Studie kann gesagt werden, dass PiA eine wichtige Rolle im Versorgungssystem spielen und gute Leistungen erbringen. Zudem ist, anders als häufig gesagt, eine Bezahlung nach Grundberuf möglich. Eine wichtige Aussage ist auch, dass die PiA durch ihr Handeln auch dieses System der schlechten Bezahlung aufrechterhalten, denn an den Orten, wo es weniger PiA gibt, meistens eine bessere Bezahlung möglich ist.

Vortrag der Bundespsychotherapeutenkammer

Dr. Andrea Benecke, Vizepräsidentin der BPtK, berichtet über die Sicht der BPtK auf die PiA. Aus ihrer Sicht seien die PiA alles andere als im Schatten. Sie erlebe PiA als wichtigen Teil der Versorgung und in der Berufspolitik. Die PiA hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass es eine Reform des PsychThG gegeben habe.

Im Rahmen des Gesundheitsversorgungs- und Weiterentwicklungsgesetzes wurde zur Förderung der Transparenz festgelegt, dass Ambulanzen gegenüber der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) Ausbildungskosten und Vergütungsanteil offenlegen müssen. Aber laut Frau Benecke habe die BPtK nicht das Recht, diese Daten auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, deswegen fordert sie die PiA auf, die Daten des eigenen Instituts zu überprüfen und bei Bedarf mit dem Institut zu besprechen. Zudem treibe die BPtK auch die Ausgestaltung der Finanzierung der Weiterbildung voran. Eine gesetzliche Lösung für die Finanzierungslücke wird angestrebt und Frau Benecke betont die engmaschige Kooperation aller Beteiligten.

Gewerkschaftsarbeit: Tarifverhandlungen für PiA in der PT-Zeit in Baden Württemberg

Lara Wiencke und Annika Rohrmoser sind selber PiA in der Praktischen Tätigkeit und haben beschlossen, den PiA-Tarifvertrag gemeinsam mit ver.di aufzukündigen, um eine bessere Bezahlung in der Praktischen Tätigkeit zu erreichen. Gemeinsam vernetzten sie sich mit den PiA in den anderen Kliniken in Baden-Württemberg, organisierten einen PiA-Streik und berichten von ihren Erfahrungen als PiA-Vertreterinnen bei den Tarifverhandlungen. Aber Achtung, ein PiA-Streik muss geplant werden und darf nur nach Aufruf durch die Gewerkschaft bei einem gekündigten Tarifvertrag stattfinden. Zudem darf er nur für tarifliche Ziele, verhältnismäßig und als letztes Mittel eingesetzt werden.

Fallbeispiel: Wie bekomme ich die 1.000 €?

Paul Kaiser aus dem Organisationsteam berichtet über seine Erfahrungen bei der Durchsetzung der 1000-Euro-Regelung. Bei seinem Vortrag weist er zunächst darauf hin, sich an die zuständigen Verantwortlichen in der Klinik zunächst mündlich zu wenden und in Kontakt zu treten. Sollte dies nicht klappen, weist er zusätzlich auf das Musteranschreiben auf der Seite des PPT hin. (undefined)

Statistische Daten zur Institutserhebung

Martin Wierzyk aus dem Organisationsteam hat im Vorfeld des Treffens erneut die bisher eingegangenen Daten ausgewertet. Dieses Mal hat er die Daten im Hinblick auf die einzelnen Ausbildungsträger verglichen (dgvt, dvT, unith, DFT und DGPT). Weiterhin fehlen immer noch mehrere Institute und die Korrektheit der Daten werden von ihm infrage gestellt. Wenig überraschend ist bei den Ausbildungskosten ein großer Kostentreiber die Einzel- im Vergleich zu einer Gruppenselbsterfahrung. Der Anteil der Einzelselbsterfahrung ist insbesondere bei den psychodynamischen Instituten erhöht. Bei diesen wird zudem mehr Gehalt in der praktischen Ausbildung an die PiA ausgeschüttet.

Bei allen Trägern machen die PiA aber ca. 8000 € Gewinn. Wenn man aber die Opportunitätskosten der Ausbildung betrachtet, wird klar, das VTler am Ende der Ausbildung mehr Geld gemacht haben, da die Ausbildung meistens kürzer ist und die PiA auch früher ein volles Gehalt erhalten. Insgesamt gibt es auch dieses Jahr kaum Unterschiede zwischen den Ausbildungsträgern.

Organisations-Team

Vor der Mittagspause warb das bestehende Organisations-Team des PPT für eine Beteiligung für die nächste Amtszeit und damit für die ca. sechs Monate bis zum nächsten Treffen. Die Wahl des Teams fand dann am Nachmittag statt. Für den VPP sind Isa Julgalad und Sabrina Sandfuchs wieder mit dabei.

Kooperationspartnerinnen und -partner des PPT

Puya Sattarzadeh und Elisabeth Dallüge erläuterten die Struktur der BuKo, ihre Einflussmöglichkeiten und wie man vor Ort seine PiA-Vertretung findet. Zudem weisen sie auf den Erfolg hin, dass PiA nun Mitglieder in der Kammer sein können.

Die Psychologie-Fachschaften-Konferenz (PsyFaKo) wurde von Imke Vassil vertreten. Sie stellte die Aktivitäten der PsyFaKo vor und erläuterte, wie die PsyFaKo interessierte Studierende über aktuelle Entwicklungen informiert, wo Bedarf zur Veränderung bestehen und wie eine Zusammenarbeit zwischen PsyFaKo und PPT aussehen könnte.

Last but not least stellte Katharina von Bronsjwijk von Psychologists for Future die aktuellen Aktivitäten und Ideen vor, wie das Thema Klimawandel in die Aus- und Weiterbildung integriert werden könnte und welche Mitgestaltungsmöglichkeiten es als einzelne PiA gibt.

Workshops

Am Nachmittag teilte sich das PiA-Politik-Treffen in verschiedene Workshops auf und diskutierte intensiver folgende Themen.

Der erste Workshop beschäftigte sich mit der Erstellung einer Institutscheckliste. Eine Empfehlung des Workshops war es, diese Checkliste für PiA als eine Kooperation der PsyFaKo und dem PPT zu erstellen. Interessenten an einer solchen Zusammenarbeit können sich gerne melden.

Der zweite Workshop beschäftigte sich mit den Beschäftigungsmöglichkeiten nach der Approbation und gab einen Einblick in verschiedene Tätigkeitsfelder. Auch für individuelle Fragen war noch Zeit gewesen.

Der dritte Workshop beschäftigte sich mit der Vergütung in der praktischen Ausbildung. Gemeinsam wurden Lösungen erarbeitet, wie man dort mit den Instituten verhandeln könne. 

Der vierte Workshop beschäftigte sich mit den „social tipping points“ und den Möglichkeiten, eine nachhaltige Entwicklung und einen Umschwung in der Gesellschaft zu erreichen. Dabei wurden auch die individuellen Möglichkeiten diskutiert und reflektiert.

Der fünfte Workshop beschäftigte sich mit dem Thema „Überleben in der PT-Zeit“ und den Möglichkeiten der Selbstfürsorge während dieser anstrengenden Zeit.

Fazit

Das 20. PiA-Politik-Treffen gab viele Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs über die berufspolitischen PiA-Themen. Gemeinsam konnten verschiedene Ansatzpunkte für das weitere Vorgehen der verbändeübergreifenden PiA-Arbeit besprochen und geplant werden. Zudem war auch für persönliche Fragen und Anliegen betreffend der eigenen Ausbildung die Zeit.

 

Sabrina Sandfuchs