Nach Dr. Gary Lewandowski (2009) sind Trennungen von vorehelichen Beziehungen deutlich höher als in verschiedenen Studien bisher betrachtet. Die Isolation und veränderte Lebenskontexte während der Quarantäne können auf Paarbeziehung Einfluss haben. Dass zwei Menschen sich gegenseitig durch lange Quarantänezeiten auf kleinem Raum aushalten müssen, kann verschiedene Folgen haben. Dies kann sich positiv, jedoch auch negativ auswirken. Hinzu kommen die nicht zusammenlebenden Partnerschaften, wo nun die geringere Reisemöglichkeit, sowie der teils sehr große Abstand zu Differenzen führt kann.
Langandauernde Konflikte können auf Grund der Enge eskalisieren, mehrere Ressourcen, Aktivitäten, Freunde und damit verschiedene Copingstrategien können in Pandemiezeiten geringer ausgeprägt gewesen sein. Dabei sind Partner über längere Zeit „allein“ zu zweit mehr oder weniger mit ihrer Beziehung zusammen. Homeofficelösungen sind spannende Herausforderungen für beide Personen, die eventuell noch eine ganze Zeit fortbestehen.
Muss eine Trennung grundsätzlich negativ sein?
Das eine Trennung nicht zwingend mit negativen Erfahrungen wie Stress, Traurigkeit, Angst, Dysthymie bis hin zur Depression und der Entkopplung des Selbst (Böker & Northoff, 2010; Lewandowski, Aron, Bassis, & Kunak, 2006) einhergehen muss, zeigten die Forscher Lewandowski und Bizzoco (2007). Es kann somit auch das persönliche Wachstum nach einem Beziehungsende im Vordergrund stehen und mit positiven Gefühlen einhergehen. Dies allerdings nur, wenn vorhandene Coping-Strategien angewandt werden.
Buchtipp. Ein Buch das bisher verdeckte Beziehungskrisen und den positiven Umgang mit diesen treffend beschreibt; wurde 2021 von Lewandowski veröffentlicht: Stronger Than You Think (ISBN-13: 9780316454711). Es ist ein praktisches Handbuch für jeden Therapeuten, der Paare oder Menschen in Beziehungen, in Behandlung hat und es kann Therapeuten auch Ideen geben, um ihre Patienten nach einer „alten“ Beziehung und vor einer neuen Beziehung alte Wunden zu heilen.
Expressives positives Schreiben als Coping-Strategie
Eine dieser Strategien ist das positiv fokussierte Schreiben, hier konnten bereits gute Erfahrungen nach traumatischen Erfahrungen festgehalten werden. Dies macht auch aus der Sicht her Sinn, dass bei der ausgeprägten Depression wiederum der Selbstfokus dysfunktional erhöht ist (Böker & Northoff, 2010), kann dieser Fokuswechsel verhindert werden und statt der Zuwendung zum Objektverlust und den damit einhergehenden Negativ-Attribuierungen eher ein Weg gefunden werden, sich den positiven Seiten des Lebens hinzuwenden, hat dies sicher einen guten Einfluss auch bei Trennungen. Eine Studie von Baikie und Wilhelm belegt diesen Zusammenhang nun explizit an Menschen, die erst vor kurzem ein Beziehungsende erlebten und sich nun auf das positive Schreiben konzentrieren sollten, denn das Beschreiben und darüber die Verarbeitung von positiven Emotionen hilft neben der psychischen letztendlich auch der körperlichen Gesundheit (Baikie & Wilhelm, 2018).
In diesem Zuge halten sowohl Lewandowski (2009) wie auch Pennebaker (1997) fest, das insbesondere das expressives Schreiben (Journaling) nach dem Beziehungsende eine sinnvolle Intervention sei und das Schreiben über Emotionen als therapeutischer Prozess anzusehen wäre. Das expressive Schreiben hat ein einfaches Format bezieht die kognitive Verarbeitung direkt mit ein, dies sei nach Lewandowski der einfachste Weg um positive Erfahrungen zu erlangen (Lewandowski, 2009).
Isa Julgalad