Die Ergebnisse des Praxispanels 2012 des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zeigen, dass es bei den Einkommen der ärztlichen, psychologischen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten immer noch erheblichen Steigerungsbedarf gibt: Während der Durchschnitt aller Arztgruppen im Jahr 2010 einen Jahresüberschuss (nach Abzug der Praxiskosten) von durchschnittlich 138.000 Euro erzielte, lag das Durchschnittseinkommen der Psychotherapeuten lediglich bei 68.500 Euro. Die Verteilungsgerechtigkeit zwischen den verschiedenen Fachgruppen bleibt somit auch weiterhin ein wichtiges Ziel der berufspolitischen Arbeit.
Die Ergebnisse des auf Zahlen des Jahres 2010 beruhenden Praxispanels 2012 ZI wurden im Februar vorgestellt. Das ZI ist ein Forschungsinstitut, das von kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) finanziert wird.
Geringere Arbeitszeit rechtfertigt Unterschiede nicht
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Arztgruppen lag im Jahr 2010 bei 49 Stunden, im psychosomatisch-psychotherapeutischen Bereich bei 42,6 Stunden. Da für alle Arztgruppen an und für sich der gleiche Arztlohn kalkuliert wird, rechtfertigt auch die leicht geringere Wochenarbeitszeit die entstehenden Einkommensunterschiede nicht. So überrascht es nicht, dass sich für Psychotherapeuten lediglich ein Überschuss von 35,80 Euro je Arbeitsstunde ergab, während dieser im Durchschnitt aller Ärzte bei 59,90 Euro je Stunde lag. Der Überschuss je Stunde ist nicht mit dem Nettoeinkommen zu verwechseln, da von diesem noch die Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung – die etwa 40 Prozent ausmachen – und die Einkommenssteuer abzuziehen sind.
Vier Fachgruppen mit unterdurchschnittlichen Einkommen
Insgesamt gibt es lediglich vier Fachgruppen mit unterdurchschnittlichen Einkommen: Die Kinder- und Jugendmediziner liegen dabei mit 137.700 Euro noch im Durchschnittsbereich, während all jene Fachgruppen abgeschlagen sind, die psychisch Kranke behandeln: Im Bereich Psychiatrie lag das Durchschnittseinkommen bei 107.200 Euro, im Bereich Psychosomatik bei 76.000 Euro und im Bereich Psychotherapie bei 68.500 Euro. Betrachtet man die Einkommensverteilung innerhalb der psychotherapeutischen Fachgruppe, wird deutlich, dass die Hälfte der Psychotherapeuten sogar nur über ein Einkommen von weniger als 65.200 Euro und lediglich ein Viertel über mehr als 84.400 Euro verfügten. 82 Prozent der Einnahmen für die psychotherapeutische Tätigkeit stammen aus Tätigkeiten für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV); der durchschnittliche GKV-Anteil aller Ärzte liegt bei knapp 75 Prozent.
Spitzenreiter bei der Zufriedenheit
Der beschriebenen Einkommensverteilung zum Trotz sind auch dieses Mal die Psychotherapeuten wieder am zufriedensten mit ihrer Situation in der vertragsärztlichen Versorgung. Während sich im Durchschnitt aller Ärzte 57 Prozent der Befragten als eher zufrieden beschrieben, liegt der Prozentsatz der zufriedenen Psychotherapeuten bei 74 Prozent.
Claus Gieseke
Vorsitzender des Landesfachverbandes Hamburg und Mitglied im Erweiterten Bundesvorstand des VPP