Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.

VPP-Newsletter Januar 2009

BERUFSPOLITIK AKTUELL

VPP an Gesundheitsausschuss: Praktische Tätigkeit der PiA ist dringend zu vergüten
In einem Brief an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses der Bundesregierung hat der VPP-Bundesvorsitzende Heinrich Bertram "auf die unhaltbaren Ausbildungsbedingungen" aufmerksam gemacht und mit Nachdruck darum gebeten, "den vorliegenden Kabinettsentwurf im laufenden Gesetzgebungsverfahren so zu ändern, dass die Mehrkosten der psychotherapeutischen Ausbildung besser gedeckt werden können."

So heißt es in dem Schreiben vom 10. Dezember, das in Zusammenarbeit mit Robin Siegel, PiA-Vertreter im VPP, entstanden ist: "Aus unserer Sicht muss während der praktischen Tätigkeit eine ausreichende Finanzierung möglich sein, welche mindestens die laufenden Lebenserhaltungskosten sowie die gleichzeitig zu tragenden Ausbildungskosten abdeckt. Diese Forderung betrifft und gilt in gleicher Weise auch für die Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Deshalb unterstützen wir die Forderungen von Dipl.- Psych. Jürgen Tripp, PiA-Sprecher NRW und Vertreter der PiA-AG von ver.di , im Namen weiterer berufspolitischer Vertretungen von PiA aus ganz Deutschland (u. a. auch der PiA-Vertretung im VPP/BDP), dass "die Kosten der Beschäftigung von Psychologischen PsychotherapeutInnen in Ausbildung (PPiA) sowie Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen in Ausbildung (KJPiA) während ihrer praktischen Tätigkeit nach § 5 Abs. 1 Satz 2 Psychotherapeutengesetz (PsychThG) in Verbindung mit § 2 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische PsychotherapeutInnen (PsychTh-APrV) und der entsprechenden Regelung für Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen (§ 2 KJPsychTh-APrV) in den Ausbildungsbudgets der ausbildenden psychiatrischen Einrichtungen und Einrichtungen der psychotherapeutischen oder psychosomatischen Versorgung und im Ausgleichsfonds zu berücksichtigen (sind), um eine zu vereinbarende tarifliche Vergütungsregelung der Praktischen Tätigkeit zu refinanzieren".

WEITERE NACHRICHTEN

ICD-10-GM 2009 und der Morbi-RSA
Seit 1. Januar 2009 ist die neue Version der ICD-10 in Kraft. Die aktuelle Version steht zum Download auf der Homepage des Deutschen Instituts für Medizinische Information und Dokumentation zur Verfügung (www.dimdi.de/static/de/klassi/). Ein Auszug der Änderungen im Kapitel V, Psychische und Verhaltensstörungen, ist als pdf-Datei im VPP-Mitgliederbereich hinterlegt. Auf der Homepage der KBV findet sich ein ICD-Browser mit Suchfunktion: icd.kbv.de/home.seam.
Eva Schweitzer-Köhn, stellvertretende Vorsitzende des VPP im BDP, kommentiert im Mitgliederbereich die Bedeutung der Diagnosenverschlüsselung insbesondere im Hinblick auf das Patientenklassifikationssystem zur Ermittlung der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung für die Vertragsärzte und -psychotherapeutInnen und für die Zuweisungen an die Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds (Morbi-Risikostrukturausgleich).

Neue Prüfzeiten nach EBM 2009
Im VPP-Mitgliederbereich sind die neuen Prüfzeiten - ebenso wie die neuen Punktzahlen -nach EBM 2009 einzusehen. Zusätzlich zu den Abrechnungsprüfungen werden die Prüfzeiten auch zur Berechnung der zeitbezogenen Kapazitätsgrenze herangezogen. Im Zusammenhang mit den neuen Punktzahlen seien Inhaber von Jobsharing-Praxen daran erinnert, dass sie einen Antrag auf Anpassung ihrer Punktzahlobergrenzen an den neuen EBM stellen sollten.

LANDESFACHVERBÄNDE

LFV Berlin: Neuer Vorstand beim VPP Berlin
Bei der Mitgliederversammlung des VPP-Landesfachverbandes Berlin am 3. Dezember 2008 wurde folgender neuer Vorstand gewählt: Vorstandsvorsitzende wurde Dr. Juliana Matt, Stellvertreterin Petra Hartwig-Siepert. Weitere Vorstandsmitglieder sind Ulrike Brockhaus-Brenne, Heinrich Bertram, Matthias Bujarski, Eva-Maria Schweitzer-Köhn, Anna Tröger. Jens Hendrik Maier wurde als PiA kooptiert. Mit dem neuen Vorstand ist der LFV gut aufgestellt, da die Breite der Tätigkeiten (VertragsbehandlerInnen, Freie TherapeutInnen, Angestellte TherapeutInnen und PiAs) dargestellt wird und einzelne Mitglieder in der Kammer und der KV Funktionen haben. Somit kann der LFV die verschiedensten Aufgaben übernehmen und in den Kammerwahlkampf 2009 gehen.

AUSBLICKE

Zehn Jahre Psychotherapeutengesetz:
Am 1. Januar 1999 ist das Psychotherapeutengesetz in Kraft getreten. Anlässlich dieses für die Entwicklung der Psychotherapie in Deutschland wichtigen Datums stellt der Bundesvorsitzende des VPP im BDP, Heinrich Bertram, in der Februar-Ausgabe von "VPP aktuell" folgende Frage: Ist das Psychotherapeutengesetz (PsychThg) und sein Erreichen also, wie auch an anderer Stelle oft festgestellt wird, ein Erfolgsmodell, für das wir auch international, mindestens europaweit zu beneiden sind? Bertram betont: Um dies richtig zu beleuchten, ist sowohl ein Blick auf die lange Vorgeschichte sinnvoll wie auch auf die von dem Gesetz Betroffenen, die PatientInnen, die verschiedenen Berufsfelder der Approbierten, wie auch auf die PiA und die KollegInnen mit gerade fertiggestellter Ausbildung, dem Nachwuchs also. Ebenso ist die unterschiedliche Gewichtung und Bedeutung des berufspolitisch - fachlichen Feldes  (insbesondere der  fachlichen Kompetenzen der Psychotherapeuten) und des sozialpolitisch-fachlichen Feldes (die Einbettung in das Gesundheitssystem, insbesondere in die GKV, aber auch die Felder der Prävention und der Rehabilitation, wie auch das der Gemeindepsychologie) zu untersuchen. Der Verband der Psychologischen Psychotherapeuten VPP im BDP (auch als Sektion des Berufsverbandes der Psychologen BDP) sieht seine Arbeit auf allen diesen Feldern und bezieht einen Teil seiner auch kritischen Betrachtungsweise aus der Nähe zur Psychologie.

Frauen und ihr Körper: Entfremdung
In der Februarausgabe des "Report Psychologie" erscheint ein Beitrag von Birgit Wiegand zu folgendem Thema: Heute wird in Deutschland jedes dritte Kind per Kaiserschnitt geboren. In zehn Jahren rechnen Experten mit einem Anstieg auf 50 Prozent. Dabei ist davon auszugehen, dass es sich in ca. 40 Prozent der Kaiserschnitte um Wunschsectios jenseits einer medizinischen Indikation handelt. Es stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit und den Ursachen für die steigende Anzahl. Laut WHO besteht bei ca. 10-15 Prozent aller Geburten die medizinische Indikation. Während noch vor 40 Jahren ein Kaiserschnitt nur im medizinischen Notfall durchgeführt wurde, entwickelte sich bereits in den 1970-er Jahren u.a. wegen ihrer besseren Planbarkeit in der Klinikroutine eine Tendenz zu Sectio-Geburten. Die Folgen dieser sich verändernden Geburtspraxis -  v.a. hinsichtlich der Entwicklung der Bindung zwischen Mutter und Kind und der psychischen Entwicklung der Kinder - sind bisher zu wenig erforscht, stellt Birgit Wiegand fest.